Dunum und umzu

Mein Dorf der Zukunft

Als mir vor nicht allzu langer Zeit ein Lokalpolitiker erklärte, dass Dunum ein Gewerbegebiet benötige, damit im Dorf nicht bald die Lichter ausgingen und das Dorf zukunftsfähig werde, machte mich das nicht nur stutzig und auch ein wenig traurig, nein, ich begann auch darüber nachzudenken, wie ich mir ein zukunftsfähiges Dorf vorstelle.

Wie wünsche ich mir das Dorf der Zukunft?

Ein Gedankenspiel, das weder eine Kritik, noch eine Forderung ist, sondern schlichtweg meine Vision eines lebens- und liebenswerten Dorfes.

In meinem Dorf der Zukunft leben Menschen unterschiedlichster Herkunft und verschiedenen Alters friedlich, tolerant und zufrieden miteinander.

In meinem Dorf der Zukunft begegnen sich die Menschen mit Respekt, Freundlichkeit, Neugier und Toleranz.

In meinem Dorf der Zukunft stehen die Menschen auf gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Ausgrenzung.

Mein Dorf der Zukunft ist ein lebendiger Ort, an dem Begegnungen und reger Austausch stattfinden.

In meinem Dorf der Zukunft tauschen sich die Menschen untereinander aus, kommen miteinander ins Gespräch und interessieren sich füreinander. Vielleicht teilen Nachbarn ihre Gartengeräte, weil nicht jeder Haushalt einen eigenen Rasenmäher braucht, helfen sich gegenseitig aus bei Reparaturen, bei der Gartenarbeit oder bei anderen Problemen und Herausforderungen des Alltags.

In meinem Dorf der Zukunft gehen die Menschen gerne auf die Straße, treffen sich an schönen Orten, musizieren gemeinsam in der Abendsonne auf einer Bank unterm Kastanienbaum oder trinken ihren Tee gemeinsam im Freien.

In meinem Dorf der Zukunft gibt es Wohnzimmerkonzerte, offene Gärten und Möglichkeiten der Nahversorgung.

In meinem Dorf der Zukunft engagieren sich Menschen ehrenamtlich in der Politik, in Vereinen, Arbeitsgruppen oder der Gemeinde.

In meinem Dorf der Zukunft helfen die Jungen den Alten und umgekehrt, findet kultureller und interreligiöser Austausch statt, wird Vielfalt gelebt.

In meinem Dorf der Zukunft gibt es Rückzugsorte für die Jugend, ein reges Vereinsleben und attraktive Treffpunkte.

In meinem Dorf der Zukunft gibt es Wohnprojekte für generationenübergreifendes Wohnen, Sanierung und Instandhaltung geht vor Neubau. Gut ausgebildete und anständig bezahlte mobile Pflegedienste ermöglichen ein würdevolles Altwerden in den eigenen vier Wänden.

In meinem Dorf der Zukunft sind die Menschen diskussionsfreudig, aufgeschlossen für neue Ideen und pflegen Altbewährtes.

In meinem Dorf der Zukunft gibt es Bildungsangebote für Jung und Alt, aber auch vielfältige kulturelle Veranstaltungen mit Niveau.

In meinem Dorf der Zukunft haben Radfahrer und Fußgänger Vorrang vor Kraftfahrzeugen. Straßen sind Fahrradstraßen, auf denen auch Kraftfahrzeuge zugelassen sind.

In meinem Dorf der Zukunft können Kinder sicher die Straße überqueren, können sich frei entfalten und entwickeln.

In meinem Dorf der Zukunft gibt es Menschen, die die Natur und die Artenvielfalt wertschätzen und bereit sind, diese aktiv zu schützen.

In meinem Dorf der Zukunft gibt es Biotope, in denen sich gefährdete Tierarten tummeln, Ruheinseln für die Natur, in denen Vögel brüten, verwilderte Ecken und offene Böden, in denen Wildbienen nisten und sich kleine Wirbeltiere verkriechen, blühende Landschaften, in denen Insekten summen.

In meinem Dorf der Zukunft sind die Gärten Oasen der Vielfalt. Statt Thujahecken, eintönigem Rasen und großflächig gepflasterten Auffahrten und Wegen säumen bunte Wildhecken aus Weißdorn, Schlehe, Holunder, Hundsrose und Hasel die Grundstücke, Teiche und Bachläufe locken Amphibien an, Laub- und Totholzhaufen bieten Verstecke und Nistmaterial, auf mageren Wiesen wachsen Kornblumen, Wiesenschaumkraut und Kamille.

In meinem Dorf der Zukunft gehen wir behutsam mit unseren natürlichen Ressourcen um.
Wir fahren seltener mit dem Auto, schließen uns zu Fahrgemeinschaften zusammen, um vielleicht den Wocheneinkauf gemeinsam zu erledigen.
Wir versorgen uns aus dem Gemeinschaftsgarten und unseren Bauerngärten, teilen unsere Ernte, lagern die Früchte der unzähligen Obstbäume in unseren Gärten ein, um bis in den nächsten Frühling davon zu zehren.

In meinem Dorf der Zukunft versorgen kleinbäuerliche Betriebe die Bewohner gegen einen monatlich festen Betrag mit allem, was der Hof hergibt: Fleisch, Milch, vielleicht Käse und Joghurt, Gemüse und heimisches Obst. Dafür unterstützen die Bewohner die Landwirte z. B. in Form der solidarischen Landwirtschaft.

In meinem Dorf der Zukunft halten zufriedene Bauern Böden, Wallhecken und Grundwasser intakt, fördern den Humusaufbau, bauen Obst, Gemüse und Getreide an und vermarkten ihre Erzeugnisse regional.

Mein Dorf der Zukunft versorgt sich dezentral und genossenschaftlich mit Energie: durch Photovoltaikanlagen auf den Dächern oder vielleicht einen kleinen Biotopsolarpark.

In meinem Dorf der Zukunft werden alte Bauernhäuser und Gewerbebrachen für lokales Gewerbe genutzt. Gewerbetreibende und Anwohner nehmen gegenseitig aufeinander Rücksicht und zeigen sich verständnisvoll.

In meinem Dorf der Zukunft steht moderne digitale Infrastruktur zur Verfügung, damit Institutionen funktionieren und Menschen auch von zu Hause aus arbeiten und somit unnötige Wege vermeiden können.

Braucht mein Dorf der Zukunft ein Gewerbegebiet? Sicherlich nicht.

Sicherlich gibt es von alldem hier und da schon einiges, manches ist vielleicht in Planung, anderes ist noch Zukunftsmusik. Wir alle aber sind in der Lage, die passenden Instrumente zur Hand zu nehmen und diese Musik gemeinsam zum Leben zu erwecken. Es liegt an uns.

Worauf warten wir noch?

Wie sieht Dein Dorf der Zukunft aus? Was fehlt Dir? Was wünschst Du Dir? Was gibt es schon und was sollte bewahrt, gefördert oder verbessert werden?

Lass uns an Deinen Ideen teilhaben und schreibe einen Kommentar unter diesen Beitrag.

Wir freuen uns darauf!

4 Kommentare

  1. Moin Martin, Dunum war vor 40 Jahren noch ein rein landwirtschaftlich geprägtes Dorf, was sich grundsätzlich geändert hat. Heute geht es hier um ein Wohngebiet mit einer herausragenden naturräumlichen Ausstattung, die aber nicht beachtet wird. Die Landwirtschaft prägt immer noch das Denken und Handeln im Dorf. Hier sind Gespräche erforderlich. Das geplante Gewerbegebiet liegt in einer Trinkwasserschutzzone, was ein völliges Unding ist. Ich werde eine angemessene Stellungnahme abgeben.

    1. Moin Axel,
      das freut mich, dass Du eine Stellungnahme abgeben wirst. Ich werde das auch tun. Grundsätzlich sollte der überholte Konkurrenzkampf um Gewerbegebiete auf der „Grünen Wiese“ endlich aufhören. Das ist Wirtschaftsförderungspolitik des letzten Jahrhunderts. Es gibt auch Alternativen.
      Viele Grüße und frohe Ostern!

  2. In der letzten Woche hatten wir an unseren Landrat Herrn Heymann eine Mail geschrieben mit folgendem Inhalt:

    Wir sind seit knapp 2 Jahren Bürger der Gemeinde Dunum. Uns hat der dörfliche Charakter Dunums und die umliegende Natur und Ruhe bewogen, in diese Gemeinde zu ziehen. Gerade diese positiven Aspekte sehen wir durch neue Entwicklungen in Gefahr.

    In den letzten Monaten ist uns mehr und mehr aufgefallen, dass das Thema Kinder und Umweltschutz in der Gemeinde Dunum eine untergeordnete Rolle spielen.

    Da wir selbst Eltern eines dreijährigen Sohnes und Grundschullehrer sind, haben wir natürlich ein persönliches Augenmerk auf die Kinderfreundlichkeit in einer Gemeinde. In Anbetracht der Klimakrise müssen ökologische Aspekte mehr beachtet werden.

    In der Straße „Am Isweg“ soll ein neues Baugebiet erschlossen werden. Der alte Bebauungsplan beinhaltet einen kleinen Kinderspielplatz. Dieser soll nun allerdings den Bauplätzen weichen. Ein neuer Spielplatz ist in unmittelbarer Nähe zum Isweg nicht geplant. Argumente wie „man sieht dort nie Kinder“ und „irgendwann entsteht ein neuer Spielplatz am „Flickweg““ lassen nicht erkennen, dass ein wirkliches Interesse an der Realisierung eines neuen Spielplatzes besteht. Gerade im beginnenden Frühling wird der Spielplatz täglich benutzt. Ich denke, dass wir den Wert von Kinderspielplätzen etc. nicht erläutern müssen. Die Gegend um den „Am Isweg“ ist sehr kinderreich. Neue Bauplätze sollen laut Gemeinde für junge Familien geschaffen werden. Für uns ist ein Widerspruch eindeutig erkennbar.

    Für Grundschulkinder ist der Weg zur Grundschule Dunum sehr gefährlich. Die Abzweigung Hauptstraße / Süddunumer Weg ist nicht einsehbar. Bisherige Fragen und Aufforderungen die Verkehrssicherheit an dieser Stelle zu erhöhen (z. B. Bedarfsampel und Zebrastreifen) wurden abgetan bzw. gar nicht beantwortet. Eine Verkehrszählung ergab, dass zu wenig Verkehrsaufkommen bestehe, so dass weitere Maßnahmen nicht zwingend notwendig seien. Allerdings reicht ein Fahrzeug (z. B. E-Auto, das kaum hörbar ist), um ein Grundschulkind ernsthaft zu gefährden. Hinsichtlich des geplanten Industriegebietes in Dunum (nahe eines Trinkwasserschutzgebietes) ist mit einem höheren Verkehrsaufkommen zu rechnen.

    Unser Eindruck ist, dass es in der Gemeinde Dunum keinen öffentlichen Dialog gibt (z. B. Bürgerversammlung, Bürgerbefragungen, …). Die Bürgerbeteiligung ist de facto gegeben, wird allerdings häufig mit bloßen Floskeln abgetan, wie z. B.: die Ratsherren sehen hier keine Notwendigkeit. In der Vergangenheit haben wir bereits mehrfach den E-Mail-Kontakt gesucht. Da wir scheinbar auf „taube Ohren“ stoßen, wenden wir uns an Sie, mit der Bitte sich für mehr Dialog, Bürgerbeteiligung, Kinderfreundlichkeit und Ökologie in den Gemeinden des Landkreises Wittmund einzusetzen.

    Leider sind wir keinen Schritt vorangekommen.
    Zwar schrieb Herr Heymann zügig und durchaus sympathisch zurück, allerdings wurde lediglich unserer Interesse an den Belangen der Gemeinde Dunum gelobt sowie dass sich die Themen ausschließlich um Angelegenheiten handele, für die die Gemeinde Dunum im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung zuständig sei. Es heißt, dass wir uns bitte weiterhin an die Ratsmitglieder oder den Bürgermeister wenden sollen, um diese Themen zu erörtern.

    Naja, soviel nur zu unseren bisherigen Bemühungen bzw. Ideen für ein Dorf der Zukunft.

    1. Ja, Floskeln werden leider viele verbreitet. Ganz beliebt ist es auch, die Schuld anderen zuzuschieben: Wir würden ja gerne, aber der Landkreis mauert. Wir könnten ja, aber das liegt in der Verantwortung der Gemeinden. Wir hätten ja schon längst, aber die Nachbargemeinde zieht nicht mit. Niemand gesteht Fehler ein. Alle haben ihre Hausaufgaben gemacht, nur die anderen nicht.
      Was bleibt uns Bürgerinnen und Bürgern? Die PolitikerInnen weiterhin konfrontieren? Vielleicht im Sommer sich selbst auf die Kandidatenliste für die Kommunalwahl setzen, auch als Einzelkandidat? Wir müssen uns weiter Gehör verschaffen, auf unsere Belange aufmerksam machen. Vielleicht auch mit diesem Blog. Empfehlt ihn weiter und helft bei seiner Verbreitung.

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